Das fast schon unangenehme Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, machte Gackt nervöser als er ohnehin schon war seit der Ältere sich von ihm gelöst hatte. Er sah den anderen an, haderte damit, was er dem Mann vor sich denn nun sagen sollte. Diese Stille ließ ihn seufzen. Er war es wirklich nicht gewohnt die Kontrolle über eine Situation zu verlieren und doch hatte es ihm gefallen sich dem Älteren hinzugeben. Er spürte wie ihm erneut das Blut in die Wangen schoss und er starrte auf seine Hände. Irgendwie fühlte er sich wie ein kleines Kind, er war doch sonst auch nicht so unsicher und schüchtern. Ein leises Kichern seines Gegenübers zwang ihn den Blick zu heben.

„Alles in Ordnung, Gackt-chan? Sie wirken etwas verloren.“

Der amüsierte Ton in Teijiros Stimme blieb ihm nicht verborgen und er hob eine Augenbraue. Dass der Ältere sich wohl augenscheinlich über ihn und das Gefühlschaos in ihm zu amüsieren schien, nagte an seinem Selbstbewusstsein. Er ließ seinen Blick abschätzend über den Älteren gleiten, während er blind nach seinem Hemd angelte und es anzog.

„Ich frage mich gerade nur, wann Sie mir die Drogen untergemischt haben, die mich so weit gebracht haben!“

Seine Stimme klang härter als er es eigentlich wollte und selbst das Zittern darin war wohl nur für ihn bemerkbar. Die Augenbraue des Älteren hob sich und er betrachtete Gackt abschätzend, während er sein eigenes Hemd zuknöpfte.

„Wenn es so wäre“, er lehnte sich etwas nach vorne und sah dem Sänger direkt in die Augen, „dann würden Sie nun nicht nur erschöpft vor mir sitzen.“

Auch Teijiros Stimme war ernst, sein Blick hart und Gackt musste unwillkürlich schlucken. Etwas in den Augen des Älteren jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken und er wandte den Blick ab.

Takegami hatte das Zittern in Gackts Stimme sehr wohl vernommen und gemerkt, dass der Sänger unsicherer war als er es zugeben wollte. Ein leichtes Lächeln glitt über seine Züge.

„Falls du nun eine Erklärung von mir erwartest, was da gerade geschehen ist.. muss ich dich wohl leider enttäuschen. Ich weiß es nämlich auch nicht.“

Teijiro war in eine ruhigere Stimmlage gewechselt und hatte auch die Schärfe aus seiner Tonlage genommen. Er war sich genauso unsicher wie der Jüngere, auch wenn er es sich vermutlich weniger anmerken ließ. Dass er so die Kontrolle über sich verlor und sich so gehen ließ wie mit dem Sänger, war ihm noch nie passiert. Jedenfalls nicht mit dem Ende, welches es gerade hatte.

„Ich weiß nicht wieso es geschehen ist, aber ich weiß, dass weder du noch ich es verhindert haben, als wir es gekonnt hätten und ich weiß, dass ich für meinen Teil es bisher nicht bereue.“

Er beobachtete das Gesicht des Jüngeren und stellte zufrieden fest wie dieser nach einigen fast endlosen Sekunden ein Lächeln zeigte. Der Ältere schloss den letzten Knopf seines Hemden und lächelte leicht.

„Nun, bereuen… nein, nicht wirklich. Nur ist es alles andere als typisch für mich. Ich lasse mich nicht unbedingt gleich beim zweiten Treffen auf Sex ein... schon gar nicht…“

Gackt brach ab und grinste leicht schief. Der Ältere lächelte nur und sorgte erneut dafür, dass der Sänger leicht rot wurde.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie vor diesem kleinen Abenteuer auch so schüchtern waren wie Sie es nun sind.“

Teijiro grinste, als Gackt ihn etwas entrüstet ansah. Doch diese Entrüstung hielt nicht lange vor und der Sänger begann ebenfalls zu grinsen.

„Nun, ich hatte es auch nicht vorgehabt, dieses kleine Abenteuer. Es hat mich leicht… aus der Bahn geworfen“, gab er ehrlich zu und lächelte schief. Dass er nicht der Einzige war, dem es so ging, bemerkte er am leichten Nicken seines Gegenübers.

„Darf ich Sie etwas fragen, Teijiro? Und auf eine ehrliche Antwort hoffen?“

„Habe ich Sie in den letzten Treffen etwa jemals belogen?“ Der Ältere klang fast schon beleidigt, bevor er nickte.

„Fragen Sie, was Sie wollen.“

Er beobachtete den Sänger dabei wie dieser sich langsam wieder anzog und konnte sich nicht das ein oder andere Grinsen verkneifen. Vermutlich würde er die nächsten Stunden eher in Zeitlupe leben.

„Hatten Sie nach unserem ersten Treffen...“, er stockte und suchte nach Worten „...irgendwie davon geträumt?“

Der Dunkelhaarige sah den Jüngeren an, musterte ihn eine Weile schweigend. Würde er jetzt ablehnen, wäre es gelogen und würde er zustimmen, wer wusste schon, was der Sänger dann dachte. Er spürte, dass dieser ihn nun auch ansah und beobachtete.

„Nun, geträumt davon, Sie…“, der Ältere grinste, „auf dem Sofa zu vögeln, nicht direkt.“

Das entsprach sogar der Wahrheit, immerhin hätte er sich nicht erträumt seine Zelle, geschweige denn das Gefängnis, nochmal zu verlassen. Er sah den Jüngeren an.

„Dass ich allerdings gar nicht daran gedacht habe, stimmt auch nicht.“

Der Sänger hob den Blick und starrte irritiert in Teijiros Augen.

„Sie haben doch gemeint, es wäre nicht geplant gewesen, was... was gerade war.“

Die Unsicherheit in seiner Stimme störte sogar ihn selbst, doch die Vorstellung, dass es geplant gewesen sein könnte, machte ihm etwas Angst. Was, wenn der andere eine Absprache mit den Wachleuten getroffen hatte? Diese ihm vielleicht gar nicht helfen würden, wenn er sie brauchen würde?

„Ich kann schlecht etwas planen, von dem ich den genauen Ablauf nicht kenne. Bis heute Morgen hatte ich keine Ahnung wie dieser Tag ablaufen würde. Weder was mich erwartet noch was allgemein geschehen wird.“

Er lächelte leicht.

„Sicherheitsmaßnahme eben, damit ich nichts planen kann.“

Er spürte, dass der Sänger wieder ruhiger wurde und sah ihn direkt an.

„Ich muss sagen, ich könnte mir nicht vorstellen, Ihnen etwas zu tun. Sie sind, abgesehen von kleineren Meinungsverschiedenheiten zwischen uns, momentan der Einzige, der mich noch relativ normal behandelt.“

Seine Stimme war ruhig und er wählte seine Worte mit Bedacht während er sprach.

„Etwas Angst im Umgang mit mir bin ich gewohnt, manche haben sogar eher Panik als Angst. Doch bei Ihnen… ja, Sie sind auch unsicher, doch bei weitem nicht so extrem wie manch andere.“

Er grinste schief.

„Immerhin haben Sie noch genug Mut mit mir zu diskutieren und mich aus dem Gefängnis zu holen.“

Sein Grinsen wich einem etwas traurigerem Lächeln, welches allerdings sofort wieder verschwand.

„Ich denke.. wir sollten dem, was passiert ist, nicht allzu viel an Bedeutung zumessen.“

Er brach ab und schluckte leicht. Es blieb ihm nicht verborgen, dass Gackt zu einer Erwiderung ansetzte, doch er hob nur unterbrechend die Hand.

„Es hätte keine Zukunft, egal aus welchem Grund es passiert ist.“

Gott, wie sehr hasste er sich selbst gerade für diese Worte. Auch wenn Gackt nickte, so zeigten seine Augen deutlich, dass ihm das Ganze nicht gefiel.

Teijiro unterdrückte das leise Seufzen beim Anblick des Jüngeren und streckte sich etwas.

"Wissen Sie eigentlich schon einen Kinostart für den Film?", versuchte er das Thema zu wechseln und lächelte leicht, als der Sänger tatsächlich darauf einging.

"Uhm, nicht wirklich. Keiji meinte irgendwas von nächstes Jahr. Die Dreharbeiten sollen noch etwa 3 Monate dauern, dann Editing und alles und der Start wäre dann wohl Anfang oder Mitte nächsten Jahres... hofft er jedenfalls."

"Hm... dann hoffe ich mal, dass ich auch in den Genuss des Filmes kommen werde." Der Ältere lächelte leicht und lehnte sich zurück. "Immerhin will ich sehen, wie Ihre schauspielerischen Leistungen im Gesamtbild wirken."

"Dafür werde ich dann sorgen. Sondervorstellung." Gackt lächelte leicht und nickte. Er ignorierte die traurige Stimmung, die in den Worten des anderen mitschwang und lehnte sich ebenfalls zurück.

"Aber dann bitte 'ne Sondervorstellung mit Popcorn und Softdrinks." Teijiro grinste breit und kicherte.

"Jaja, wie war das mit der schlechten Gefängniskost?" Gackt lachte leise und sah den Älteren grinsend an, der nur mit Unschuldsmine die Schultern zuckte.