Er selbst wusste nicht wieso, aber seine Anspannung schien abzufallen beim Anblick des anderen Mannes. Er hatte ihn nicht mehr gesehen in den ganzen Wochen und nur von seinem Anwalt erfahren, ob der andere sich verändert hatte in der Zwischenzeit. Er war fast schon erleichtert zu sehen, dass sich nicht wirklich etwas verändert zu haben schien. Takegamis Haare waren einen Tick kürzer als er sie in Erinnerung hatte, aber sonst war die Gestalt seines Gegenübers unverändert. Der Sänger hob eine Augenbraue, als er die Maske erblickte, die erneut den Mund des anderen bedeckte, aber er verkniff sich einen Kommentar. Dieses Detail würde schon genügen um Keiichi darauf zu bringen, dass der Mann, der gleich das Studio betreten würde, nicht er war.

Teijiro blinzelte leicht, als er aus dem Wagen stieg. Die Sonne blendete etwas und er brauchte einige Sekunden, um die kleinen weißen Punkte aus seinem Blickfeld zu verbannen und sich richtig umsehen zu können. Sein Blick fiel auf die drei Männer ihm gegenüber, von denen zwei eindeutig nervös zu sein schienen. Takegami musterte den älteren Herrn und dessen jüngere Begleitung. Der eine musste der Marketingchef sein, während der andere vermutlich dessen Assistent war. Takegami unterdrückte das leichte Grinsen auf seinen Lippen, als sein Blick den des Jüngeren streifte und er bemerkte wie dieser noch etwas weiter in den Hintergrund trat. Er löste seinen Blick und sah Gackt an, der als Einziger der Anwesenden absolut ruhig wirkte. Er musterte den Sänger und hob leicht eine Augenbraue. Das Outfit des anderen ähnelte ziemlich genau dem was er selbst trug.

Gackt lächelte leicht und trat einen Schritt auf den Direktor zu, nachdem Koyama wie angewurzelt stehen blieb.

"Es freut mich, dass Sie meiner Bitte nachgekommen sind."

Der Sänger verbeugte sich leicht und reichte dem Mann die Hand zur Begrüßung.

"Nun... ich war etwas überrascht von Ihrem Wunsch und es ging nicht nur mir so. Ich hoffe nur, dass auch alles ohne Zwischenfälle ablaufen wird."

Der Blick des Direktors fiel kurz auf Takegami, der sich noch keinen Schritt bewegt hatte seit er aus dem Wagen gestiegen war.

"Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Probleme geben wird. Das Gelände ist weiträumig abgesichert. Kamerateams sind nur von der Filmcrew anwesend und auch sonst wurden die Sicherheitsbestimmungen, die Sie uns mitgeteilt haben, erfüllt."

Koyama hatte sich aus seiner Erstarrung gelöst und war ebenfalls näher getreten.

Gackt wandte sich unterdessen ab und näherte sich Teijiro, der ihn, seiner Mimik nach leicht lächelnd, ansah. Erneut merkte der Sänger wie sehr ihn die Maske in dem Gesicht des anderen störte, ließ sich aber nichts anmerken sondern streckte lächelnd seine Hand aus.

"Nun... diesmal gibt es anscheinend keine Ausrede, dass Sie mir die Hand nicht geben könnten."

Ein leises Lachen des andern erklang und Takegami ergriff seine Hand. In diesem Moment hätte der Sänger sie jedoch am liebsten wieder zurückgezogen. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Rücken und er hatte das Gefühl einen elektrischen Schlag bekommen zu haben. Er blinzelte leicht und sah den anderen an, doch dessen Miene verriet keinerlei Regung.

"Es war ja nicht einmal eine Ausrede gewesen, sondern nur eine Tatsache zu dem Zeitpunkt."

Takegami löste seine Hand aus Gackts und sah sich erneut um.

"Es ist sehr ruhig hier draußen. Sie wollen mir doch nicht vorgaukeln, dass hier niemand wäre?"

Der Sänger lachte leise.

"Nein, die andern Darsteller und Mitarbeiter sind in diesem Gebäude hinter uns. Was mich allerdings auch darauf bringt..."

Gackt lächelte und entledigte sich seines Mantels den er Takegami über die Schultern hängte. Er grinste leicht, als er bemerkte wie dessen Augenbrauen sich fragend etwas in die Höhe schoben.

"Sie werden das Gebäude als Erstes betreten. Keiichi, der Regisseur, erwartet eigentlich mich, aber ja..."

Takegami lachte leise.

"Sie wollen den Film wohl nicht zu Ende drehen, wenn Sie nun dafür sorgen wollen, dass ihr Regisseur einen Herzinfarkt erleidet."

Er konnte sich gut daran erinnern wie Gackt ihm am Telefon geschildert hatte, wie vernarrt dieser genannte Keiichi in ihn und seine Geschichte wäre. Die Idee reizte ihn zwar, aber er war sich nicht ganz so sicher, ob sie auch eine gute Idee war.

"Ach, ich denke er wird es überleben. Er hat schon einige andere Sachen hier überstanden."

Gackt grinste breit und nickte aufmunternd.

"Na los... keine Sorge, wir sind dicht auf Ihren Fersen. Er wird Sie ganz sicher nicht auseinandernehmen. Shiro? Gehst du vor und öffnest die Tür?"

Der Praktikant erwachte aus seiner Starre und schlüpfte an Gackt vorbei zum Eingang der Halle. Ein Grinsen schlich sich auf Gackts Lippen und er lehnte sich etwas zu Takegami.

"Sie müssen mir nachher noch erzählen, was sie ihm am Telefon damals gesagt hatten. Seither ist er nämlich nicht mehr so ein kleiner Frechdachs wie er es anfangs war."

Takegami kniff die Augen etwas zusammen und erwiderte nichts darauf. Er wartete darauf, dass der Junge die Tür öffnete und trat dann in das Halbdunkel der Halle. Er merkte, dass zwei der Sicherheitsmänner ihm in kurzem Abstand folgten und kurz darauf auch Gackt und der Rest der Anwesenden. Er folgte Shiro durch einen Gang und sah sich etwas um. Viele Kabel und Beleuchtungsrequisiten lagen auf dem Boden herum oder lehnten an den Wänden. Ein geordnetes Durcheinander würde man wohl dazu sagen.

"Gackt-San! Na endlich... Sie sind doch sonst überpünktlich, was ist denn heute los?"

Eine ungeduldige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er blickte wieder auf seinen Weg. Am Ende des Korridors stand ein Mann, der vermutlich etwas kleiner war als er und recht ungeduldig wirkte. Takegami verkniff es sich etwas zu sagen, vermutlich würde der andere ihn dank der Maske auf diese Entfernung hin eh nicht verstehen. Er ging weiter auf den anderen zu und beobachtete dessen Reaktion. Hinter sich hörte er Gackt kichern und auch er musste sich das Lachen verkneifen. Keiichi hatte inzwischen wohl bemerkt, dass derjenige, der sich ihm da näherte, nicht der war, den er erwartet hatte. Seine Haltung hatte sich etwas angespannt und er starrte Takegami regelrecht an, als dieser immer näher kam.

Teijiros Lippen verzogen sich unter der Maske zu einem leichten Grinsen. Den Ausdruck in Keiichis Augen, diese Mischung aus Angst und Neugier... sie regte seine Fantasie an.

"Tei... Teijiro?"

Keiichi hatte scheinbar seine Sprache genau in dem Moment wiedergefunden, in dem der andere Mann vor ihm zum Stehen gekommen war. Seine Augen waren noch immer vor Überraschung geweitet und er musterte den Größeren, bevor sein Blick an diesem vorbei zu Gackt wanderte.

"Gackt... Gackt-san? Was... ist hier los? Koyama?"

Gackt konnte das Lachen nun wirklich nicht mehr unterdrücken und sah Keiichi an.

"Entschuldige, aber dein Blick ist gerade wirklich köstlich. Nun... Takegami wird den Tag hier am Set verbringen, oder sagen wir mal zumindest bis zum Nachmittag."

Der Sänger warf dem Direktor einen Blick zu und lächelte, als dieser zustimmend nickte.

"Das heißt allerdings nicht, dass wir hier die Arbeit vergessen sollten. Wir wollen immerhin einen Film drehen, nicht wahr?"

Keiichi wandte seinen Blick von Takegami ab und sah den Sänger fragend an.

"Uhm... äh... ja..."

Es dauerte einige Sekunden bis der Regisseur seine Souveränität wiedergefunden hatte. Dann allerdings war er sofort wieder in seinem Element und erklärte genau wie er sich die Szene vorgestellt hatte, die sie für den heutigen Morgen geplant hatten. Takegami hörte schweigend zu, amüsierte sich im Stillen darüber, dass Keiichi immer wieder vorsichtig in seine Richtung sah, wenn er etwas erklärte von dem er sich nicht sicher war, ob es denn stimmte oder nicht. Er selbst hielt sich allerdings zurück, irgendetwas zu sagen und beobachtete das geschäftige Treiben der Kameraleute und Darsteller. Als Keiichi mit seinen Erklärungen ein Ende gefunden hatte und sich hinter die Kamera begab, sah er den Sänger an, der sich auf seinen Platz an der Tür begab. Ein leichtes Lächeln glitt unter der Maske über seine Lippen, als er die genervt verdrehten Augen des anderen Mannes bemerkte.

Er trat einige Schritte zurück und lehnte sich an die Wand der Halle. Von hier aus konnte er alles beobachten ohne selbst im Weg zu sein. Die beiden Wärter, die ihn begleitet hatten, hoben etwas irritiert eine Augenbraue, bevor sie sich nicht weit von ihm entfernt platzierten. Scheinbar hatten sie eine andere Reaktion von ihm erwartet, aber sie schienen sich nicht an seinem kooperativen Verhalten zu stören.

Gackt versuchte sich so gut es ging zu konzentrieren. Er spürte Takegamis Blick auf sich, der jede seiner Bewegungen genau zu beobachten schien. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass seine Leistung unter der Beobachtung des anderen zu leiden schien, so wirkte Keiichi doch mehr als nur zufrieden. Und so war er doch recht überrascht, als der Regisseur zum letzten Cut aufrief. Er lächelte leicht und verbeugte sich vor den anderen Darstellern. Er spürte noch immer Takegamis Blick auf sich und drehte sich betont langsam zu diesem um. Der andere Mann hatte sich in den letzten Stunden scheinbar nicht bewegt. Er lehnte noch immer an der Wand und beobachtete das Geschehen um sich herum. Er bemerkte nur immer wieder ein Lächeln um die Augen des anderen, wenn einer der Mitarbeiter an ihm vorbei musste und sich dies nur in einem gehörigen Abstand traute. Gackt lächelte leicht, als er sich Takegami näherte.

"Ihnen scheint das zu gefallen", meinte der Sänger grinsend, als ein Kabelträger schleunigst das Weite suchte, nachdem er seine Kabelrolle neben Teijiro aufgesammelt hatte.

Ein leises Lachen erklang unter der Maske und der andere Mann sah ihn an.

"Ich glaube, ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Es ist faszinierend zu beobachten, das muss ich eingestehen. Ich sehe wie Sie über mich reden, wenn Sie weit von mir entfernt stehen, sobald sie nur zwei Schritte in meine Richtung gehen werden Sie kleinlaut und zurückhaltend."

Er lächelte erneut unter der Maske, während sein Blick an Gackt vorbei auf die Gruppe Männer fiel, die eifrig damit beschäftigt waren die Utensilien auf dem Set zusammen zusammeln.

Gackt folgte seinem Blick und grinste.

"Nun, Sie sollten wohl verstehen können, dass jeder hier eine gewisse Angst vor Ihnen hat."

Takegami sah den Sänger an und hob amüsiert eine Augenbraue.

"Sie auch?", fragte er herausfordernd, während er sich von der Wand abstieß und etwas nach vorn lehnte, Gackts Gesicht damit etwas näher kam.

Gackt hob seinen Blick und sah seinem Gegenüber direkt in die Augen, wich keinen Zentimeter zurück.

"Wenn ich sagen würde, ich hätte nie Angst vor Ihnen gehabt wäre das die Unwahrheit. Doch inzwischen habe ich keine mehr. Ich bezweifel, dass Sie mir wirklich etwas tun wollen und würden, selbst wenn Sie die Gelegenheit hätten. Ich habe keine Angst... ich habe nur Respekt vor Ihnen."

Takegami lächelte und lehnte sich wieder zurück. Aus den Augenwinkeln hatte er gesehen wie die Polizisten sich angespannt hatten.

"Ich weiß jetzt nicht, ob ich enttäuscht sein soll oder nicht." Er sah den Sänger an und schüttelte leise lachend den Kopf.

"Wie geht es denn nun weiter? Es scheint ja Drehschluss zu sein, so wie hier alle schon aus dem Gebäude flüchten."

Gackt sah den Mitarbeitern nach, die wirklich recht fluchtartig das Gebäude verließen. Fast schon war er traurig darüber, dass sie sich so verhielten, auch wenn er es ihnen wirklich nicht verübeln konnte. Er unterdrückte ein Seufzen.

"Nun, geplant ist jetzt das Mittagessen und danach vermutlich ein Verhör von Keiichi."

Der Sänger grinste, als Takegami angedeutet die Augen verdrehte. Keiichi hatte sich in den paar Stunden, in denen der andere nun schon am Set war, eindeutig beruhigt und war vermutlich schon im Stillen dabei sich zigtausende Fragen auszudenken, mit denen er ihn dann löchern konnte.

"Eigentlich hatte ich gedacht Verhöre würden nun der Vergangenheit angehören." Takegami lachte leise und schüttelte den Kopf.

"Und ich hatte gehofft, dass wir uns noch einmal unterhalten könnten." Er sah den Dunkelhaarigen an. Dass Gackt sich bei diesen Worten etwas verspannte, fiel ihm direkt auf, aber er ging nicht weiter darauf ein. Sicher hatte er zuvor gesagt, er hätte keine Angst vor ihm und doch konnte Teijiro die Unsicherheit in der Haltung des Sängers bemerken.

"Nun... ich denke auch dafür wird sich noch einige Zeit finden lassen. Ich muss ja gestehen, dass ich von Ihnen auch noch so etwas wie ein Feedback erwarte, nachdem Sie mich vorhin so genau beobachtet haben." Camui lächelte, war allerdings, wie er sich eingestehen musste, alles andere als so selbstsicher wie er sich gerade gab. Die Vorstellung mit dem anderen allein in einem Raum zu sein, ohne dass dieser in Zwangsjacke vor ihm saß, war etwas beunruhigend und doch spürte er einen gewissen Nervenkitzel an der Idee.

"Lassen Sie uns etwas essen gehen. Ich kann zwar nicht versprechen, dass das Kantinenessen des Cateringservices hier etwas Besseres ist als das, was es im Gefängnis gibt, aber vielleicht immerhin gleiches Niveau." Er lachte und verließ mit den Männern die Halle.