Das Mittagessen gestaltete sich fast schon in einer recht familiären Atmosphäre. Die Crewmitglieder hatten sich etwas mehr an die Anwesenheit des besonderen Gastes gewöhnt und somit endete er doch immer öfter in Smalltalk mit den um ihn herumsitzenden Mitarbeitern. Gackt beobachtete das Geschehen lächelnd. So gefiel es ihm schon besser. Er bemerkte, dass er beobachtet wurde und drehte betont langsam den Kopf zu Keiichi, der ihn seit geraumer Weile schon regelrecht anstarrte. Er lächelte den anderen an und legte fragend den Kopf schräg.

"Was schaust du denn so?"

Dem Sänger fiel es dezent schwer nicht zu lachen und er biss sich unauffällig auf die Lippe, als Keiichis Augen noch etwas größer zu werden schienen.

"Warum ich so schaue??? Die Frage ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Du wolltest mich doch vorhin an einem Herzinfarkt sterben lassen, als du ihn vorgeschickt hast. Gib es zu. Und wieso um alles in der Welt weiß ich nichts davon? Und wie ist das überhaupt möglich?"

Keiichis Stimme überschlug sich fast und er räusperte sich etwas um sie wieder in den Griff zu bekommen.

"Nein, es sollte eigentlich kein Mordanschlag werden. Und warum du es nicht wusstest... nun hättest du es gewusst, dann hättest du den Dreh heute doch sicherlich komplett abgesagt, oder? Und ich wollte, dass Takegami wenigstens etwas von dem Alltag hier miterlebt."

Gackt lächelte seinen Regisseur an. Keiichi erwiderte das Lächeln. Der Sänger schien ihn inzwischen wirklich schon zu gut zu kennen.

"Was hast du denn dann heute noch mit ihm geplant? Den Dreh haben wir ja sehr gut und pünktlich abgeschlossen. Nochmal Lob an dich, du warst wirklich gut heute."

Gackt lachte leise.

"Keiichi, Keiichi... du brauchst dich eigentlich gar nicht bei mir einzuschmeicheln. Wenn du dich mit ihm unterhalten willst, dann musst du ihn fragen, ob er das will. Ich werde mich hüten ihm irgendwelche Befehle zu erteilen. Ich weiß nur, dass er sich mit mir noch unterhalten will, also wirst du nicht allzu viel Zeit haben ihn mit Fragen zu löchern, falls es das ist, was du planst."

Der Sänger grinste, als Keiichi ertappt den Blick senkte. Es war nicht wirklich zu übersehen gewesen, was dieser mit seinem Kompliment bei Gackt hatte bewirken wollen, aber nun war es noch offensichtlicher. Camui hob eine Augenbraue und sah den anderen an.

"Du hast doch nicht etwa Angst, ihn zu fragen?"

Keiichi wirkte wirklich etwas verängstigt, als Gackt ihm eröffnet hatte, dass er nicht den Mittelsmann spielen würde. Und sein Blick war auch noch immer etwas unsicher, als er den Sänger nun wieder ansah.

"Naja... ich will ihm nicht unbedingt auf die Nerven fallen. Und da du ihn hier eingeladen hast, dachte ich... nun ja..."

Gackt sah auf, als Takegami auf der anderen Seite des Tisches leicht genervt aufseufzte. Die Wärter hatten ihm die Maske abgenommen, aber waren nun sorgsam darum bemüht, dass ihm niemand der anderen zu nahe kam. Die Hände an die Waffen gelegt beobachteten sie jede Bewegung des Mannes in Ketten, als dieser sich nun endlich auch seinem Essen widmen konnte. Der Sänger schüttelte leicht den Kopf. Teijiro tat ihm im Moment fast schon leid. Er sah Keiichi neben sich an.

"Ich denke... du solltest ihn wirklich nicht fragen. Ich glaub zwar nicht, dass er dir nicht antworten wollen würde, nur ich denke es ist nicht wirklich der richtige Zeitpunkt. Vielleicht... kannst du dich mal mit dem Direktor kurzschließen und diesen Fragen, ob du Teijiro im Gefängnis besuchen kannst."

Gackt lächelte leicht entschuldigend und bemerkte an Keiichis Gesichtsausdruck, dass dieser seinen Gedankengang verstanden zu haben schien.

"Ja, ich denke, das werde ich nachher auch machen. Ich bin ja gespannt, ob ein weiteres Gespräch mit ihm deine Performanceleistung noch steigern kann. Jeder Besuch und jede Unterhaltung mit ihm scheint dich besser werden zu lassen in der Rolle."

Keiichi lächelte und seine Augen leuchteten regelrecht. Etwas, das Gackt mit einigem Schrecken wahrnahm. Er hatte ja recht, dass jedes Treffen und jede Unterhaltung mit Takegami ihn etwas weiter ermutigte die Rolle anzunehmen, ihn sich etwas weiter in die Rolle einfühlen ließ. Doch es störte ihn nicht. Sicher war es etwas erschreckend zu sehen, wie wenig es ihm ausmachte, dass manche Filmpartner fast schon vor Angst zitterten nach einer Szene mit ihm, aber es machte ihm nichts aus. Er musste sich sogar fast eingestehen, dass es ihm gefiel.

"Wir werden sehen...", war alles, was er darauf erwiderte und ein Lächeln umspielte seine Lippen.

 

 

Teijiro war sich der neugierigen Blicke der Crewmitglieder durchaus bewusst, als er sich seinem Essen widmete. Dass seine Aufpasser nun darauf bedacht waren, keinen der Anwesenden in Reichweite zu ihm zu lassen, amüserte ihn bis zu einem gewissen Grad, auch wenn es ihn etwas enttäuschte. Es reizte ihn herauszufinden, was sie tun würden, sollte er wirklich versuchen einen der Anwesenden anzugreifen, aber die Tatsache, dass die Hände der Polizisten neben ihm zugbereit auf den Waffen lagen, hielt ihn davon ab es wirklich auszutesten. Er hatte die Unterhaltung zwischen Gackt und Keiichi mitbekommen, was nicht ausgeblieben war, da beide ihm gegenüber saßen. Und er war froh darüber, dass der Sänger den anderen überredet hatte ihn nicht mit Fragen zu löchern. Abgesehen von der Tatsache, dass er somit auch etwas mehr Zeit für eine Unterhaltung mit dem Sänger hätte. Er war heute wirklich überrascht gewesen den Jüngeren bei seiner schauspielerischen Leistung zu erleben und er war äußerst zufrieden damit. Während er sich nun seinem Essen widmete, welches wirklich besser schmeckte als das, was er aus dem Gefängnis kannte, beobachtete er den anderen Mann unauffällig.

Er hatte zwar den ersten Teil des Gespräches mitbekommen, doch den Rest nicht wirklich. Er fing Camuis Blick auf und hob eine Augenbraue, als dieser noch immer lächelte. Der andere Mann wirkte locker und entspannt in seiner Nähe. Etwas, das ihm beim ersten Treffen gefehlt hatte und was er sogar bei ihrem Telefonat vermisst hatte. Der Sänger schien sich in seiner Nähe wohler zu fühlen. Ob das nun an der anderen Umgebung lag oder nicht, konnte er allerdings nicht einschätzen. Und doch musste er sich fast eingestehen, dass es ihn etwas störte. Es hatte ihm gefallen mit diesem zu spielen, ihn aus der Reserve zu locken ohne wirklich etwas zu tun. Gackt hatte es nicht bemerkt, aber er war ihm wirklich nicht so unähnlich und Teijiro fragte sich innerlich wie weit er den Jüngeren noch bringen konnte. Takegami war der Blick nicht entgangen, den der Sänger zum Ende der Szene in den Augen gehabt hatte und auch das leichte Zittern seines Drehpartners danach. Genau dieses Zittern hatte er auch immer bei seinen Opfern ausgelöst und eben dieses hatte ihn immer wieder erregt. Gackts Blick hatte einen gewissen Hunger gezeigt - Hunger nach mehr und er hatte es genossen, da war sich der Ältere sicher. Er legte das Besteck zur Seite und lächelte leicht.

„Nun, es war eindeutig besser, als das Essen im Gefängnis.“

Er grinste den Sänger an.

„Auch wenn ich sagen muss, mir hat doch etwas gefehlt.“

Er ließ seine Zunge leicht über seine Zähne und Lippen gleiten und beobachtete fasziniert wie Gackt dieser Bewegung mit den Augen folgte. Das Räuspern des Direktors ließ ihn den Kopf zu diesen drehen.

„Was denn? Ist es nicht erlaubt Kritik an der Gefängnisverpflegung zu äußern?“

Der Rektor schüttelte leicht den Kopf und konnte das Lächeln nicht unterdrücken.

„Wir sind eben kein 5-Sterne Restaurant, darum sollte man sich immer vorher überlegen, was man im Leben tut.“

Takegami lächelte nur leicht ohne direkter auf diese Aussage einzugehen.

„Herr Direktor… ich würde gerne eine Unterhaltung unter vier Augen mit Gackt-san führen. Denken Sie, Sie könnten dies arrangieren?“

Er bemerkte sehr wohl wie die Augen des Direktors sich etwas weiteten und er seine Antwort sehr wohl überlegte.

„Nun.. ich weiß nicht, ob das wirklich so einfach möglich ist…“ Er warf einen Blick auf Gackt und überlegte eine Weile.

"Um das beurteilen zu können, müssten wir einen Blick in ihren Trailer werfen, Gackt-san. Oder gibt es hier ein Büro, welches ungenutzt ist?"

Sein Blick wanderte zu Koyama, der allerdings entschuldigend den Kopf schüttelte.

"Nun, ich denke das sollte kein Problem sein, wenn es um Gackt-Sans Trailer geht."

Der Marketingchef lächelte den Sänger an, der irritiert eine Augenbraue hob.

"Wie war das.. Tisch, Sessel, Sofa und ein Bett, mehr brauchten Sie nicht. Das waren ihre Worte."

Gackt lachte leise auf und schüttelte den Kopf.

"Na, es ist ja auch dabei geblieben. Mehr steht nicht drin und mehr brauch ich nicht. Ich bin ja eh nur nachts dort."

"Wir werden uns das ansehen. Aber ich glaube...", der Gefängnisdirektor warf einen Blick auf Takegami.

"Das sollte kein großes Problem werden. Solange jeder kooperativ ist."

Der Ältere hatte den Seitenhieb sehr wohl verstanden, auch wenn er sich nicht wirklich etwas anmerken ließ, sondern nur leicht die Augen verdrehte.

Der Rektor schloss die Tür des Trailers hinter sich, als er die Treppen herunterkam. Seine Miene verriet nicht wirklich, was er dachte und dementsprechend nervös waren die Personen, die vor dem Trailer auf ihn warteten.

"Nun... ich denke es sollte keine Probleme geben. Tisch, Sessel, Sofa, Bett... wie schon gesagt wurde."

Der Blick des Direktors glitt über Takegami, der inzwischen wieder die Maske trug und er lächelte leicht.

Er nickte zwei der Sicherheitsleute zu, die sich neben der Treppe positionierten.

"Sollte es zu irgendwelchen Zwischenfällen kommen, brauchen Sie nur zu schreien, Gackt-san."

Der Rektor nickte leicht und gab den Weg zur Tür des Trailers frei.

Gackt lächelte leicht und stieg die Stufen nach oben. Sein Blick fiel auf einen der Wächter und er hob eine Augenbraue, als er bemerkte wie dieser seine Waffe entsicherte. Einerseits beruhigte ihn die Vorstellung, dass sie ihm ohne Zögern zu Hilfe kommen würden, andererseits beängstigte ihn die Tatsache, dass sie vermutlich auch ohne Zögern den Älteren töten würden, sollten sie in die Situation kommen.

Er öffnete die Tür und trat ein, wartete bis Takegami ebenfalls den Trailer betreten hatte, bevor er die Tür hinter ihm schloss.

"Nun... willkommen im kleinen Reich."

Der Sänger lächelte leicht und deutete auf das Sofa, während er selbst sich den Sessel heranzog. Als er sich darauf nieder ließ, beobachtete er wie Takegami sich im Trailer umsah.

"Sehr spartanisch, muss ich schon sagen."

Der Ältere lächelte leicht und setzte sich.

"Ich sagte ja, ich brauche nicht viel. Nun... worüber wollten Sie mit mir sprechen?"

Es war nicht so, als würde er den anderen loswerden wollen, nur er hatte das Gefühl, dass wenn dieser erst einmal anfangen würde ihn zu beobachten, er nur noch nervöser werden würde als er es ohnehin schon war.

Sicherlich konnte Teijiro ihm nichts tun, der andere war immer noch gefesselt und trug auch wieder die Maske, nachdem er sie beim Essen abgenommen bekommen hatte. Und doch befürchtete Gackt, dass die Blicke des anderen ihn nur wieder aus dem Konzept bringen würden, sollte er ihnen länger begegnen.

"Das klingt fast so, als wollten Sie mich schnell wieder los werden."

Teijiro lachte leise, als Gackt ihn etwas ertappt ansah.

"Nun, ich wollte mit Ihnen über Ihre Performance von heute Morgen sprechen. Ich muss sagen, ich war wirklich beeindruckt. Sie scheinen sich um einiges besser in die Situation eingefunden zu haben, als ich in Erinnerung habe von unserem ersten Gespräch."

Gackt lachte kurz auf, als ihm der Gesichtsausdruck seines Drehpartners vor Augen erschien.

"Oh ja, ich denke Makoto wird mir die nächsten Tage nichtmehr begegnen wollen. Nicht, dass ich das inzwischen nicht gewohnt wäre, dass mir meine Drehpartner nach Drehschluss aus dem Weg gehen."

Takegami hob eine Augenbraue und sah den Sänger an.

"Ihnen scheint das weniger auszumachen als noch vor einer Weile. Interessant, dass Sie ihre Einstellung so schnell geändert haben."

"Nun, ich will nicht sagen, ich habe meine Einstellung zu Ihnen und Ihren Taten geändert... nur zu der Tatsache, dass es eine Rolle ist, die ich hier spiele und nichts anderes. Ich bin nicht das, was Sie behaupten, das ich wäre. Ich bin einfach nur ein guter Schauspieler."

Gackt lehnte sich etwas nach vorn und sah seinem Gegenüber nun doch in die Augen. Einzelne Strähnen fielen dem Älteren in die Stirn und gaben ihm ein etwas wildes Aussehen. Ein Blitzen war in den Augen des Mannes vor ihm zu sehen, fast schon herausfordernd, als dieser sich ebenfalls etwas nach vorn lehnte, Gackts Blick erwiderte.

"Sie wirken sehr überzeugt von Ihren Worten..."

Teijiros Stimme war ruhig und hatte doch einen herausfordernden Klang in sich.

"Und doch sagen Ihre Augen etwas anderes. Sie sind ein guter Schauspieler, das bezweifel ich nicht... aber innerlich, und das sehe ich, sind Sie gerade wieder mehr als nur etwas unsicher. Sie behaupten zwar Ihnen wären meine Aussagen egal, aber Ihr Verhalten zeigt mir etwas anderes."

Der Ältere konnte keine schnellen Bewegungen machen, die Ketten an seinen Händen hinderten ihn daran und doch spürte er wie Gackt zusammenzuckte, als er seine Hand hob, diese an dessen Wange legte und dem Jüngeren in die Augen sah.

"Sie sagten vorhin, Sie hätten keine Angst... Wieso zittern Sie dann gerade?"

Ein Lächeln war in den Augen seines Gegenübers zu sehen und Gackt verfluchte sich dafür, dass sein Körper ihn gerade zu verraten schien. Es war nicht wirklich Angst, was ihn durchfuhr, als Takegami seine Wange berührt hatte, sondern etwas anderes, was er sich selbst nicht eingestehen wollte.

Der Sänger zögerte einen Moment, bevor er die Hände ausstreckte, diese langsam in Teijiros Nacken führte und die Riemen der Plastikmaske löste. Er konnte sich nicht erklären wieso, aber er wollte den anderen ohne dieses störende Teil ansehen können.

Takegami rührte sich nicht, er musste zugeben, dass ihn die Bewegung des Sängers überraschte. Er spürte wie die Maske sich löste und langsam zu Boden glitt. Seine Augen verengten sich etwas, als er den Jüngeren musterte. Gackt zitterte noch immer etwas, wie er unter seiner Hand an dessen Wange spürte und dennoch sah der andere so aus als würde er sich absolut sicher sein in dem, was er tat.

Ein Lächeln glitt über seine Lippen, als er bemerkte wie der Blick des Dunkelhaarigen auf eben diesen zu hängen schien.

"Wissen Sie, was Sie da gerade getan haben?"